Ein neuer Lebensraum im Freilandklassenzimmer

Schritt für Schritt ist im Freilandklassenzimmer eine weitere ökologische Insel entstanden, ein sogenannter Totholzgarten. Ein mittlerweile über vier Jahre angewachsener Hügel aus Blättern, Ästen und dickeren Stämmen bietet einen gigantischen Lebensraum für Lebewesen aller Art.

Zunächst denkt man an Igel, die in den dichten Reisighaufen einen wichtigen Unterschlupf für die Winterzeit finden. Tatsächlich haben wir die stacheligen Gesellen dort schon oft beobachtet. In den aufliegenden Ästen hatte sich in diesem Jahr auch ein kleiner Zaunkönig eingenistet. Aus biologischer Sicht bieten die alten Hölzer aber auch die Lebensgrundlage für die vielfältige Gruppe der Xylobionten. Man fasst unter dem Begriff alle Pilze und Insektenarten zusammen, die im "Ökosystem Holz" leben. Ihnen bieten die in unserer aufgeräumten Gartenkultur selten gewordenen Altholzansammlungen vielen selten gewordenen Lebewesen wichtige Nahrung und guten Lebensraum. Zu den auffälligsten Bewohnern zählen die grün schillernden Rosenkäfer, deren Larven sich von zersetztem Holz ernähren. Im Gegensatz dazu benötigt die riesige, schwarz- blaue Holzbiene dickere Stämme, in die sie ihre Brutkammern anlegt. Im vergangenen Jahr haben wir die hübsche Biene oft im Freilandklassenzimmer beobachtet, weil sie sich vom Nektar des aromatisch duftenden Muskatella-Salbei ernährt, der in unserer Kräuterspirale wächst.

 

Wir Biologen hoffen, auch mit diesem Artikel eine Idee zur naturnahen Gestaltung der Gärten gegeben zu haben. Wenn zukünftig aus dem "Reisighaufen", der als Rezept für den Überwinterungsschutz von Igeln gilt, öfter ein ganzer "Totholzgarten" wird, gibt es viele Gewinner: In der Gartenarbeit spart man sich Schredder und Biotonne. Nach Jahren ergibt sich daraus ohne weiteren Aufwand eine ganze Menge an wertvollem Kompost. Noch wichtiger ist es allerdings, dass wir unserer stark bedrohten Natur ohne den üblichen Ordnungswahn einen wichtigen Bestandteil weiterhin erhalten.


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